IT-Fachkräfte sind nicht nur in Bremen sehr gefragt. Welche Faktoren spielen Ihrer Einschätzung nach besonders eine Rolle, um Frauen für eine der vielen beruflichen Möglichkeiten, die die IT-Branche zu bieten hat, begeistern zu können?
Unsere Branche ist ja per Selbstdefinition ein sehr moderner und zukunftsorientierter Wirtschaftszweig. Noch dazu bieten IT-Unternehmen eine ganz hervorragende und attraktive Ausgangsbasis: flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, vielfältige Aufgaben und eine gute Bezahlung. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass den Berufen und den Menschen, die in dem Bereich arbeiten, eine veraltete und klischeebehaftete Vorstellung anhaftet. Studien zeigen, dass Frauen bei der Berufswahl Wert darauf legen, dass ihre Arbeit einen sozialen und gesellschaftlichen Nutzen hat. Unsere Branche hat es aus meiner Sicht noch nicht gut verstanden, authentisch zu kommunizieren, wie viele spannende Aufgaben und Möglichkeiten es gibt und in was für vielfältigen Berufen gearbeitet werden kann.
Avanja bietet Hilfestellungen, um gezielt Frauen für die IT-Branche anzusprechen. Inzwischen ist es eine verbreitete Erkenntnis, dass diverse Teams eine Bereicherung darstellen. Wie schaffe ich es als Unternehmen möglichst divers aufgestellt zu sein? Und muss ich dafür gezielt nach Frauen suchen?
Das Geschlecht ist ja nur ein Aspekt von Diversität. Wer mehr Diversität in sein Team bringen möchte, tut gut daran, das auch entsprechend nach außen zu kommunizieren. Frauen ziehen Frauen nach. Wenn sich auf der Website ausschließlich männliche Teammitglieder die Hand schütteln, Frauen auf Fotos immer nur als passive Zuhörerin an den Bildrand platziert werden oder der Vorstand komplett männlich besetzt ist, fühle ich mich als potenzielle Bewerberin nicht angesprochen. Wie soll da langfristig meine Entwicklungsmöglichkeit im Unternehmen aussehen?
Nun habe ich Frauen für mein Team gewinnen können – wie kann ich sie erfolgreich an mein Unternehmen binden?
Indem ich akzeptiere, dass Menschen unterschiedlich sind und es da kein richtig und falsch gibt. Als einzige Frau in einem sonst nur von Männern besetzten Team mache ich andere Erfahrungen als in einem durchmischten Team. Da passiert es mit größerer Wahrscheinlichkeit, dass die Belange einer „Minderheit“ belächelt oder nicht ernst genommen werden. Wer solche Situationen vermeiden will, sollte sich um eine entsprechende Arbeitskultur kümmern. Das kann durch Diversity-Trainings gelingen oder indem im Team Regeln für verschiedene Situationen festgelegt werden, die alle mittragen können.