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Digitalwirtschaft: Offener und attraktiver für Frauen?

SHEworks!-Interview mit Eva Koball von bremen digitalmedia
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Ein Frau lacht mit über dem Bauch verschränkten Armen in die Kamera. Foto: Shanice Allerheiligen

In der aktuellen Ausgabe des Magazins „SHE works!“ spricht Eva Koball vom Avanja-Team über das Projekt und ihre Arbeit und zeigt auf, wie Unternehmen sich attraktiver für weibliche Fachkräfte aufstellen können. Der Branchenverband bremen digitalmedia hat 2020 eine Standortstudie veröffentlicht, die zeigt, dass die IT-Branche den drittgrößten Wirtschaftscluster Bremens darstellt. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich: Nur 28 % der Beschäftigten in der Bremer Digitalwirtschaft sind Frauen. Nun kommt „Avanja – Frauen in die IT“ ins Spiel.


Frau Koball, wie will die Initiative daran etwas ändern?

Die Standortstudie und Avanja sind beide aus dem Engagement unseres Verbands heraus entstanden. Für uns waren die Ergebnisse der Studie wichtig, da sie unseren Belangen mehr Nachdruck verleihen. Gleichwohl war klar, dass wir uns mit den Zahlen nicht zufriedengeben wollen. Avanja wurde als Angebot für unsere Mitglieder geschaffen, also im weitesten Sinne für die IT-Wirtschaft und richtet sich an Führungskräfte, Recruiter:innen und alle, die im eigenen Unternehmen etwas verändern wollen. Avanja zeigt, wie sich Unternehmen offener und attraktiver für Frauen aufstellen können, indem die Website konkrete und einfach umzusetzende Tipps gibt und Möglichkeiten aufzeigt.

Welche Fragen erreichen Sie von Frauen und Unternehmen am meisten?

Da kann ich vor allem für die Unternehmen sprechen und da drehen sich viele Fragen vor allem um das Thema Recruiting. Einen Satz, den Franca Reitzenstein, meine Kollegin aus dem Vorstand unseres Verbandes und ich wirklich schon zigmal gehört haben lautet: „Ich würde ja gerne mehr Frauen einstellen, aber ich finde einfach keine!“ Klar, es entscheiden sich nach wie vor mehr Männer als Frauen für einen Berufseinstieg in die IT. Viele Unternehmen unterschätzen aber, welchen Einfluss sie haben, genau daran etwas zu ändern.

Es entscheiden sich nach wie vor mehr Männer als Frauen für einen Berufseinstieg in die IT. Viele Unternehmen unterschätzen aber, welchen Einfluss sie haben, genau daran etwas zu ändern.

Eva Koball

IT-Fachkräfte sind nicht nur in Bremen sehr gefragt. Welche Faktoren spielen Ihrer Einschätzung nach besonders eine Rolle, um Frauen für eine der vielen beruflichen Möglichkeiten, die die IT-Branche zu bieten hat, begeistern zu können?

Unsere Branche ist ja per Selbstdefinition ein sehr moderner und zukunftsorientierter Wirtschaftszweig. Noch dazu bieten IT-Unternehmen eine ganz hervorragende und attraktive Ausgangsbasis: flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, vielfältige Aufgaben und eine gute Bezahlung. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass den Berufen und den Menschen, die in dem Bereich arbeiten, eine veraltete und klischeebehaftete Vorstellung anhaftet. Studien zeigen, dass Frauen bei der Berufswahl Wert darauf legen, dass ihre Arbeit einen sozialen und gesellschaftlichen Nutzen hat. Unsere Branche hat es aus meiner Sicht noch nicht gut verstanden, authentisch zu kommunizieren, wie viele spannende Aufgaben und Möglichkeiten es gibt und in was für vielfältigen Berufen gearbeitet werden kann.

Avanja bietet Hilfestellungen, um gezielt Frauen für die IT-Branche anzusprechen. Inzwischen ist es eine verbreitete Erkenntnis, dass diverse Teams eine Bereicherung darstellen. Wie schaffe ich es als Unternehmen möglichst divers aufgestellt zu sein? Und muss ich dafür gezielt nach Frauen suchen?

Das Geschlecht ist ja nur ein Aspekt von Diversität. Wer mehr Diversität in sein Team bringen möchte, tut gut daran, das auch entsprechend nach außen zu kommunizieren. Frauen ziehen Frauen nach. Wenn sich auf der Website ausschließlich männliche Teammitglieder die Hand schütteln, Frauen auf Fotos immer nur als passive Zuhörerin an den Bildrand platziert werden oder der Vorstand komplett männlich besetzt ist, fühle ich mich als potenzielle Bewerberin nicht angesprochen. Wie soll da langfristig meine Entwicklungsmöglichkeit im Unternehmen aussehen?

Nun habe ich Frauen für mein Team gewinnen können – wie kann ich sie erfolgreich an mein Unternehmen binden?

Indem ich akzeptiere, dass Menschen unterschiedlich sind und es da kein richtig und falsch gibt. Als einzige Frau in einem sonst nur von Männern besetzten Team mache ich andere Erfahrungen als in einem durchmischten Team. Da passiert es mit größerer Wahrscheinlichkeit, dass die Belange einer „Minderheit“ belächelt oder nicht ernst genommen werden. Wer solche Situationen vermeiden will, sollte sich um eine entsprechende Arbeitskultur kümmern. Das kann durch Diversity-Trainings gelingen oder indem im Team Regeln für verschiedene Situationen festgelegt werden, die alle mittragen können.

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