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Sekretariatsjob mit anspruchsvoller Pionieraufgabe

Blick ist die IT-Geschichte und die Rolle der Frauen.
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Quelle: Unknown author, "Women holding parts of the first four Army computers", Public domain, via Wikimedia Commons; Design: Christian Duarte

Heute kaum noch vorstellbar: Programmieren war mal Frauensache. Mathematikerinnen brachten den ersten Universalrechner zum Laufen, erfanden Programmiersprachen und sorgten für moderne Arbeitsformen in der IT-Branche. Frauen bedienten und programmierten die raumgroßen Lochkarten-Anlagen ebenso wie die ersten elektronischen Großrechner. Diese vierteilige Artikelserie zeigt, wie Frauen mit Pioniergeist wegweisende Erfolge erzielten und warum sich das Image des Berufes so grundlegend änderte.


Teil I – Frauen programmierten die ersten Computer – und bekamen wenig Anerkennung

Programmiererin, dieses Berufsbild gab es in den 1940ern bis 1960ern noch nicht. Die ersten Expertinnen auf diesem Gebiet wurden als Sekretärinnen, mathematische Assistentinnen oder Computer-Anwenderinnen angestellt – mit entsprechend niedrigerem Ansehen und Gehalt.

Wer das verstehen will, muss einige Jahrzehnte zurückblicken. Die ersten elektronischen Großrechner wurden in der Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs entwickelt. Die Mächte in Europa und den USA brauchten leistungsfähige Maschinen, die präzise ballistische Berechnungen für die Flugbahnen von Projektilen ausführen oder verschlüsselte Nachrichten aus Nazi-Deutschland knacken konnten.

Damit diese Maschinen ihre Aufgaben erledigten, war eine Vielzahl von Arbeitsschritten notwendig. Vom Programmentwurf bis hin zum tatsächlichen Umlegen von Schaltern war das eine oftmals mühselige Detailarbeit. Für diese Aufgabe waren Frauen besonders gefragt. Weibliche Bürokräfte bedienten schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts Lochkartenautomaten für die Buchführung oder die Lohnabrechnung. Als eine Art Sekretariatsjob wurde offenbar auch das Programmieren gesehen.

Tatsächlich leisteten die Frauen vielfach anspruchsvolle Pionierarbeit: Sie konnten weder auf Handbücher geschweige denn auf Programmiersprachen zurückgreifen. Sie brauchten mathematische und physikalisch-technische Kenntnisse und mussten für die Funktionsweise der Rechner hohes Verständnis aufbringen.

Die effizienten weiblichen Computer

Computer hießen in den USA die überwiegend weiblichen mathematischen Angestellten. Sie führten die Berechnungen für die Flug- und Raumfahrtprogramme durch – Aufgaben, die sich immer wiederholten. Gerechnet wurde von Hand.

Die promovierte Mathematikerin Gertrude Blanch sorgte hier für eine Innovation: Sie ließ mathematische Aufgabenstellungen in einen Ablaufplan umsetzen, der von vielen mit Tischrechenmaschinen ausgestatteten Rechnerinnen nacheinander oder parallel abgearbeitet werden konnte. Das „Mathematical Tables Project“, dessen Technische Direktorin Blanch ab 1938 war, wurde mit 450 Rechnern zur größten und fortschrittlichsten Computerorganisationen vor der Erfindung des digitalen elektronischen Computers. [1]

Mit Blaupausen und Logik

Computer, also mathematische Assistentinnen, waren die sechs Frauen, die den ersten elektronischen, digital arbeitenden Universalrechner programmierten. Der ENIAC (Electronic Numerical Integrator and Computer) wurde zu einem phänomenalen Erfolg. Die Mathematikerinnen Frances Bilas, Jean Jennings, Kay McNulty, Betty Snyder, Ruth Lichterman und Marlyn Wescoff hatten in den Jahren zuvor allein mit Logik, einem Packen Blaupausen und den Schaltplänen die Programmierung für den 30 Tonnen schweren Koloss aus Metall, Elektronenröhren und Kabeln entwickelt.

Die US-Armee stellte das digitale Wunderwerk 1946 mit einem großen Pressedinner der Öffentlichkeit vor. Die Frauen, die den ENIAC programmierten, waren nicht eingeladen. Auch in den Wochenschau-Berichten erschienen sie nicht. Und als die Armee mit Fotos des ENIAC um neues Personal warb, schnitt man die Bilder so zurecht, dass nur Männer zu sehen waren. [2]

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