Spezielle Angebote für Frauen hebt encoway nicht hervor. Der Altersdurchschnitt im Unternehmen beträgt 35 Jahre. „Ich habe den Eindruck, dass es in dieser Altersgruppe wenig Unterschiede zwischen den Wünschen von Frauen und Männern gibt“, sagt Griebel. Für alle, die Kinder haben, sind zum Beispiel Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gleich wichtig. „Da geht es auch bei Männern nicht nur um die Karriere.“
Zufriedene Entwicklerinnen, zu wenige Bewerberinnen
Die Entwicklerinnen bei encoway sind sehr zufrieden, das ergeben die Personalgespräche. Wenn sich Informatikerinnen bewerben, dann werden sie fast immer sofort eingestellt – trotzdem es größtenteils Männer sind, die die Bewerbungsgespräche führen. Dennoch liegt der Anteil der IT-Expertinnen nur bei 20 Prozent, noch unter dem Durchschnitt der Zahl der Informatikstudentinnen an deutschen Hochschulen.
Hier liegt für encoway genauso wie für andere IT-Unternehmen die Herausforderung: Es bewerben sich einfach zu wenige Softwareentwicklerinnen. „Wo gehen die Frauen alle hin?“, fragt sich Maraike Griebel. Wechseln sie aufgrund von Vorurteilen gegenüber der IT die Branche: zu wenig Kontakt mit Menschen, zu männlich dominierte Teams, zu wenige Chancen auf Führungsrollen?
„Das Bild stimmt aber nicht“, sagt die Personalexpertin. „Bei uns beginnt jeder Morgen im Team. Und in IT-Projekten kann man sehr kundenorientiert arbeiten.“ Zudem haben Frauen gute Chancen auf Führungsrollen in dem Unternehmen.
Netzwerke nutzen und Frauen direkt ansprechen
Um das zu ändern, baut die Personalexpertin direkte Kontakte zu IT-Studentinnen auf. So bieten einige Softwareentwicklerinnen von encoway seit zwei Jahren Workshops bei der ‚Informatica Feminale‘, dem Summer Camp der Uni Bremen, an. „Wenn man Frauen überzeugen will, dann sollten Frauen sie ansprechen“, sagt Maraike Griebel.
Außerdem findet die HR-Expertin Networking-Events für Studentinnen im Unternehmen eine gute Idee: „Es ist authentischer als auf einer Karrieremesse, wenn sie uns hier direkt erleben können.“ Sie könnte sich auch vorstellen, noch mehr mit Schulen zusammenzuarbeiten. Schon jetzt kooperiert encoway zum Beispiel mit Schulen und im SMILE Projekt, um Mädchen frühzeitig für die IT zu begeistern. Außerdem engagiert sich das Unternehmen mit Angeboten am MINT-Tag sowie mit Besuchen von Karrieretagen und Messen in Schulen.
Viele Bewerberinnen kommen aus dem Netzwerk der IT-Mitarbeiterinnen. Maraike Griebel wüsste aber gerne mehr über das, was die jungen Informatikerinnen umtreibt. Das wäre Stoff für eine Studie, meint sie: „Wenn ich weiß, was Absolventinnen sich von ihren Arbeitgeber:innen und zukünftigen Jobs wünschen, dann können wir als Unternehmen darauf eingehen. Wir können sogar Jobs ganz neu entwickeln und beispielsweise sozialere Aspekte einbeziehen.“